Glaubensheiter und nahe am Menschen

Der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems, Dr. Detlef Klahr, ist am Sonntag in den Ruhestand getreten. Landesbischof Ralf Meister entpflichtete den 65-Jährigen in der vollbesetzten Emder Martin-Luther-Kirche von dessen Ämtern. Klahr habe in fröhlicher Heiterkeit, positiver Lebenszuwendung und „lässiger Ignoranz gegenüber jedem Formalismus“ das geistliche Leben und die Dienstgemeinschaft innerhalb des Sprengels geprägt, sagte der Landesbischof. „Deine ehrliche Zugewandtheit, die fröhliche, liebevolle Herzlichkeit hat viele Menschen berührt.“

In seiner Abschiedspredigt zog Klahr ein positives Resümee seiner fast 16-jährigen Amtszeit als Regionalbischof. Er habe immer wieder gesehen, wie Menschen den Auftrag der Kirche erfüllten: „Solidarität mit denen, die es nötig haben. Einsatz für die, die es alleine nicht schaffen können. Die Stimme erheben für die, deren Stimme nicht oder nicht mehr gehört wird. Annehmen und begleiten, Teilhabe ermöglichen“ – so hätten viele Menschen in den Gemeinden die Kraft und die Hoffnung des Glaubens sichtbar werden lassen.

In einem Grußwort würdigte die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags, Barbara Otte-Kinast, Klahrs Engagement zu schwierigen und aktuellen politischen Themen, wie etwa zu Fragen zu Europa, zum Umgang mit Flüchtlingen oder zur Sterbehilfe. „Sie haben es vermocht, Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Ebenen aus Politik und Gesellschaft an einen Tisch zu bringen, um positive Entwicklungen voranzubringen.“ Der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, fügte hinzu: „Ihre Leidenschaft für den Glauben und Ihre Liebe zu den Menschen Ostfrieslands haben uns alle berührt und inspiriert.“

Wer künftig den Sprengel leiten wird, ist noch offen. Die Stelle war bundesweit ausgeschrieben, doch ist noch keine Entscheidung gefallen.

„Als Briefträger habe ich gelernt, dass Frau Müller um die Ecke genauso wichtig ist, wie Augustinus.“

Der Abschied von Ostfriesland fällt dem scheidenden Regionalbischof Detlef Klahr schwer. „Den Wind, die Weite, das Meer und die Menschen werde ich vermissen – aber den Tee nehme ich mit“, sagt der 65-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln und setzt ein „Wulkche“ – ein Sahnewölkchen – mit einer winzigen Kelle auf seinen Tee. Seit 2007 war er fast 16 Jahre lang der leitende Theologe des Evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems. Zunächst als Landessuperintendent und ab 2020 mit dem offiziellen Titel Regionalbischof. Heute hat ihn Landesbischof Ralf Meister in der Emder Martin-Luther-Kirche in den Ruhestand verabschiedet.

In den vergangenen Jahren hat Klahr der lutherischen Kirche in der Region ein Gesicht gegeben. Ob bei Vorträgen an der Hochschule in Emden oder bei den Landfrauen, beim Ostfriesischen Kirchentag, in zahllosen Gottesdiensten auch in kleinsten Gemeinden zwischen Borkum und Bad Bentheim, bei Passionsandachten im Ostfriesischen Landesmuseum oder bei Osterfeiern um sechs Uhr in der Frühe tief im Wald in der Klosterstätte Ihlow bei Aurich – stets war es ihm wichtig, seine Glaubensheiterkeit an die Menschen weiterzugeben.

Denn diese Glaubensheiterkeit ist so etwas wie das Lebensmotto von Detlef Klahr. Für ihn beginnt das bereits mit dem Singen eines Chorals: „Ich halte es mit Martin Luthers Satz 'Singen verändert das Gemüt'“. Folgerichtig heißt seine Doktorarbeit über den Dichter und Theologen Carl Johann Philipp Spitta (1801-1859) auch „Glaubensheiterkeit“.

Eng verbunden damit ist auch Klahrs Nähe zu den Menschen. Sie schätzen es, dass er fromm von seinem Glauben spricht und darin den Alltag der Menschen einbinden kann. Dazu zählen auch Themen wie Arbeitslosigkeit, Zukunftsperspektiven der Jugendlichen oder der Friede. „Politik sollte nicht das erste Thema in der Kirche sein, aber die Kirche muss immer wieder das Gespräch mit der Politik und der Gesellschaft suchen“, sagt der Theologe.

Den Umgang mit Menschen hat er schon früh geübt. Als 15-Jähriger begann Klahr eine Lehre bei der Post. „Als Briefträger habe ich gelernt, dass Frau Müller um die Ecke genauso wichtig ist, wie der große Theologe Augustinus.“ Näher als ein Briefträger komme kaum jemand an Menschen heran. Später hat er über den zweiten Bildungsweg Theologie studiert.

So wichtig ihm die Theologie, die Musik und die Menschen sind – auch für die gemalte Kunst hat Klahr ein großes Herz. Großformatige Bilder des Malers Hermann Buß zieren den Besprechungsraum in Emden. Der Flensburger Künstler Uwe Appold war mehrfach mit seinen Bildern in ostfriesischen Kirche zu Gast. Und so wundert es nicht, dass Klahr in seinem Ruhestand in Hannover ein Studium der Kunstgeschichte beginnen will – „und vielleicht auch ein wenig Philosophie“.

Wer künftig den Sprengel leiten wird, ist noch ungeklärt. Die Stelle ist bundesweit ausgeschrieben, doch ist noch keine Entscheidung gefallen.


Jörg Nielsen (epd)

Zur Person

Regionalbischof Dr. Detlef Klahr bei seiner Predigt im Abschiedgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche in Emden.

Regionalbischof Detlef Klahr wurde am 13. September 1957 in Bergen bei Celle geboren. Vor seinem Studium von 1978 bis 1983 an der Theologischen Akademie Celle-Hermannsburg absolvierte er eine Ausbildung bei der Post. Von 1986 bis 1990 war er Pastor in Uelzen und bis 1997 Assistent für Kirchengeschichte an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau bei Nürnberg. Dort promovierte er über den Theologen und Dichter Carl Johann Philipp Spitta (1801-1859).

1997 übernahm Klahr ein Gemeindepfarramt in Isernhagen bei Hannover. Im Februar 2002 wurde er Superintendent in Burgdorf bei Hannover. Im September 2007 trat er sein Amt als Landessuperintendent an. Seit 2020 lautet die offizielle Bezeichnung Regionalbischof.

Klahr ist unter anderem Mitglied im Seelsorge-Ausschuss der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), im Vorstand des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Vorsitzender der Ostfriesischen Bibelgesellschaft, Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Außerdem gehört er dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes an.

epd