Frau Gödeke, was meint Gender-Sensibilität in der Kinder- und Jugendarbeit?
Gödeke: Gender-Sensibilität ist in erster Linie eine Haltungsfrage. Ich habe die Haltung, dass alle Menschen ein wunderbarer Teil von Gottes Schöpfung sind. Alle Menschen sind also so, wie sie sind, sich selbst erleben und behandelt werden wollen, wichtig und geliebt. Mein oberstes Ziel ist es, die körperliche und seelische Integrität ALLER Menschen zu respektieren und dafür zu sorgen, dass diese gewahrt wird. Das manifestiert sich darin, dass ich bei Anmeldungen nicht nach Geschlecht frage, möglichst genderneutral formuliere, nicht binär einteile und pädagogische Einheiten auf Freizeiten durchführe, bei denen die Teilnehmenden sich mit 'Nähe und Distanz' auseinandersetzen und lernen, ihre Gefühle zu verbalisieren. Es geht für mich also gar nicht darum, queere Personen besonders hervorzuheben, sondern darum, alle Menschen gleich sensibel zu behandeln.
Wie geben Sie diese Dinge den Seminar-Teilnehmenden mit?
Gödeke: In meinen Seminaren zum Thema 'gendersensible Jugendarbeit' geht es zunächst um Begriffe aus den Bereichen Geschlecht, Sexualität und Identität. Das hat keinen sexualaufklärerischen Charakter, sondern dient dazu, sprachfähig zu machen, um miteinander kommunizieren zu können. Anschließend gibt es praktische Impulse zum Thema 'Nähe und Distanz', Unterbringung und Gemeinschaftszimmern sowie Lösungen für die gemeinschaftliche Nutzung von Sanitäranlagen, Regeln und Kommunikation. Auch rechtliche Grundlagen spielen eine wichtige Rolle.
Was halten Sie vom "Idahobit" am Mittwoch?
Gödeke: Ich finde ihn wichitg, da vielen Menschen nicht bewusst ist, dass queere Personen auf viele Weisen Diskriminierung erfahren: Sei es im Selbstbestimmungsrecht, dem Familienrecht oder global betrachtet in Bezug auf die Sicherheit von Leib und Leben; denn auch 2023 gibt es immernoch Länder, in denen Homosexualität mit der Todesstrafe bestraft wird! Durch den Tag können wir versuchen, Rechte von queeren Menschen zu stärken und so dafür sorgen, dass gesellschaftlich irgendwann alle Menschen als wunderbar wahrgenommen und angesehen werden.
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